In den letzten zwei Wochen vor Thanksgiving, scheint in den USA ein Großteil der Werbezeit im Fernsehen für Medikamente draufzugehen, die gegen Blähungen, Völlegefühl und sonstige Nebenwirkungen des Überfressens- also der christlich geduldeten Völlerei- helfen sollen. Alle Jahre wieder machen sich die Amerikaner über einen großen, fürstlich gefüllten Truthahn mit vielen leckeren Beilagen her.
Bei Süßkartoffelpüree, der schon erwähnten Füllung (dem Stuffing), einer ziemlich dickflüssigen Bratensoße und noch anderen Köstlichkeiten, kann eben keiner nein sagen. Ich auch nicht. Deshalb werde ich zusammen mit sieben Freunden ein schönes Thanksgiving-Dinner veranstalten. Ich hätte gern mehr Leute beim Essen dabei, aber es passen nur acht an meinen Esstisch, ohne dass man miteinander zu intim wird.
Thanksgiving? Ein bombastisches, amerikanisches Erntedank- mit Truthahn!
Am vierten Donnerstag im November feiern die US-Amerikaner ihr Erntedankfest. Das machen die aber anders als wir bei uns. Die Thanksgiving-Parade in New York City, am Traditionskaufhaus Macy’s vorbei, sieht jedenfalls um einiges pompöser aus, als unsere mit Heu und Stroh verzierten Trecker auf denen Bauern mit Schiebermütze dralle Landfräulein durch die Gegend fahren.
In New York City gibt es gigantische aufgeblasende Ballons, die verschiedene DC-Comichelden darstellen. Hinzu kommen Marching Bands, in ihren schillernden Uniformen und sexy Cheerleader. Von den aufwändig geschmückten Wagen will ich gar nicht erst anfangen.
Wer nicht in New York City wohnt, der schaut sich die Parade im Fernsehen an. Ein Footballspiel läuft eigentlich auch immer. Ich kann mich an mein Thanksgiving dort erinnern, da habe ich die MTV Video Music Awards geschaut (Britney Spears tanzte lasziv mit einer weißen Würgeschlange). Außer dem Fernsehen, wird natürlich auch, wie sollte es in den USA anders sein, mächtig gegessen.
Der traditionelle Thanksgiving-Truthahn
Thanksgiving ist so eine jahrhundertealte Tradition aus den USA. In Kanada feiern die Menschen auch Thanksgiving, aber Kanada soll hier mal niemanden interessieren. Jedes Jahr an Erntedank, darf man sich auch die Geschichte dieses besonderen Feiertages anhören und so kommt es, dass die Amerikaner sie im Schlaf können- ich kenne sie auch (mit etwas spicken). Sie geht ungefähr so:
Angeblich haben die Pilgerväter, die Anfang des 17. Jahrhunderts auf dem Gebiet des heutigen Massachusetts landeten, mit den dort ansässigen Ureinwohnern, das erste Erntedankfest gefeiert. Ohne sie, hätten die Puritaner es nämlich nicht durch ihren ersten Winter in der neuen Welt geschafft. Das Truthahnrezept haben sie wohl aus ihrer Heimat England mitgebracht. Zusammen mit typisch amerikanischen Früchten und Gemüse, haben sie ihre eigene Essenstradition begründet.
Und das gibt es für gewöhnlich an Thanksgiving:
- Einen gebacken Truthahn mit einer Füllung, die separat serviert wird
- Süßkartoffelpüree
- Verschiedene Gemüsebeilagen, wie gebackener Kürbis und grüne Bohnen
- Bratensoße (Gravy)
- Cranberrysoße
- Scones (eine Art Brötchen)
- Desserts, wie Pumpkin Pie und Apple Pie
Nachdem wir hier in Deutschland schon sehr gut darin geworden sind, Halloween am 31. Oktober zu feiern, sollten wir auch ein wenig mehr die Erntedanktraditionen der US-Amerikaner übernehmen. Sie stopfen sich ja nicht nur voll und glotzen Football, vor dem Essen sagt auch jeder der teilnehmenden Gäste, wofür er dankbar ist.
Das Kleineloeffelhase-Thanksgiving wird nächste Woche stattfinden. Ich hatte mich in der Jahreszahl geirrt (spicken hilft eben nicht immer). Denn im Jahr 2013 findet Thanksgiving tatsächlich am 28. November statt. Aber da die Kanadier ihr Erntedank schon Mitte Oktober feiern, spricht ja nichts dagegen, dass wir uns einen eigenen „Dankbarkeitstag“ suchen. Das Truthahnrezept passt im Übrigen hervorragend in die Weihnachtszeit. An Weihnachten wird nämlich in den USA ein weiterer Truthahn verspeist, genau wie in England. Und das ist doch auch mal eine feine Alternative zur fetten Ente und zur noch fetteren Gans.
Happy Thanksgiving, everyone!