Käsekuchen gehören seit ich denken kann zu den Lieblingskuchen in meiner Familie. Meine Mutter war eine leidenschaftliche Sammlerin von Rezepten – von Klassikern bis zu ausgefallenen Varianten. Dieses Rezept kannte sie leider nicht, doch ich bin mir sicher, diese Variante hätte ihr sehr gut geschmeckt. Von außen sieht der Böhmische Käsekuchen aus wie ein ganz normaler Käsekuchen. Doch wer ihn anschneidet, wird überrascht: die Füllung mit Apfelstücken, Rosinen und Butterbröseln verleiht ihm eine besondere Note, die sofort Lust auf ein weiteres Stück macht.
Als ich das Rezept zum ersten Mal ausprobierte, habe ich mich gefragt: Warum heißt dieser Kuchen eigentlich „Böhmischer Käsekuchen“? Was macht ihn böhmisch – und worin unterscheidet er sich von den klassischen deutschen Käsekuchen?
Die Antwort liegt in der Backtradition: In Deutschland sind Käsekuchen meist mit Mürbeteig oder ganz ohne Boden gebacken, oft mit Magerquark, Ei und Puddingpulver als Bindung. Dadurch sind sie etwas kompakter.
In Böhmen hingegen liebt man Hefeteigböden und üppige Füllungen mit Sahnequark, häufig verfeinert mit Rosinen, Zitronenschale oder Streuseln. Das macht die Kuchen fluffiger und cremiger. Die Zusammensetzung ist eher zweischichtig. Und genau diese Füllung aus Obst, Rosinen und Butterbrösel ist typisch für die böhmische Mehlspeisenküche und erinnert stark an Strudel. Ja genau: Strudel.
Das Rezept, das ich euch hier vorstelle verbindet beide Welten: Der Mürbeteigboden verleiht Stabilität und gibt dem Käsekuchen eine buttrige Basis. Die Mischung aus Mager- und Sahnequark bringt Balance zwischen Leichtigkeit und Fülle. Rumrosinen und Apfelstücke sorgen für die böhmische Note, die Butterbrösel mit Zimt dazu noch für Wärme. Pudding und Eischnee binden die Masse und machen sie zugleich fluffig. Etwas Farbe bringt die Eigelbmilch-Glanzschicht
Alles zusammen ergibt einen Käsekuchen, der zunächst vertraut aussieht, beim Anschneiden aber eine leckere Überraschung bereithält.
Zutaten für den böhmischen Käsekuchen
Der Mürbeteig-Boden
- 175 g Weizenmehl, Typ 405 + 1 EL
- ½ TL Reinweinstein-Backpulver
- 75 g Vanillezucker (kein Vanillin)
- 1 Ei
- 75 g kalte Butter
Die Füllung
- 100 g Rosinen
- 2 EL Rum
- 25 g Butter
- 25 g Zucker
- 2 EL Semmelbrösel
- 1 Msp. Gemahlener Zimt
- 500 g Äpfel
Der Belag
- 1 Päckchen Vanillepudding-Pulver
- 90 g Zucker
- 10 g Vanillezucker (kein Vanillin)
- 250 ml Milch
- 250 g Sahnequark
- 250 g Magerquark
- Saft und Abrieb einer Zitrone
- 1 ½ Eigelb
- 2 Eiweiß
Zum Bestreichen
- ½ Eigelb
- 1 EL Milch
Schritt-für-Schritt zum Böhmischen Käsekuchen
Rosinen vorbereiten – die aromatische Basis
Zunächst müssen die Rosinen mit dem Rum vermengt werden. Die Rosinen sollten einige Stunden im Rum ziehen. Ich bereite das schon am Vorabend vor, dann kann ich am folgenden Tag gleich mit dem Backen loslegen.
Mürbeteigboden kneten und auslegen
- Die Zutaten ( bis auf 1 EL Weizenmehl) nacheinander in eine Schüssel geben und daraus einen glatten Teig kneten.
- Der Teig muss dann im Kühlschrank etwa 30 Minuten kühl stehen.
- Danach werden etwa 2/3 des Teiges ausgerollt und eine gefettete Springform von 28 Zentimeter Durchmesser damit ausgelegt.
- Den restlichen Teig mit dem Esslöffel Mehl verkneten und daraus eine lange Wurst formen.
- Damit wird der Rand der Springform ausgelegt und dieser fest an die Form gedrückt. In diese „Teigschale“ kommt später die Füllung.
Füllung mit Äpfeln, Rosinen und Butterbröseln
- Die Butter wird in einem kleinen Topf zerlassen.
- Die Butter und die Semmelbrösel fügst du hinzu und bräunst beides unter Rühren. Ja, das wird wie Karamell.
- Zum Schluss gibst du den Zimt hinein und rührst diesen ebenfalls unter. Nun muss die Masse etwas abkühlen.
- Währenddessen schälst du die Äpfel und schneidest sie in schmale Scheiben.
- Die vorbereiteten Butterbrösel etwas auflockern und auf dem Mürbeteigboden verteilen.
- Anschließend streust du die Rum-Rosinen darüber.
- Nun wird diese Füllung mit den Äpfeln bedeckt.
- Wenn du mit Umluft bäckst, musst du den Backofen nicht vorheizen. Hier stellst du 190° C ein und schiebst den Kuchen hinein. Bäckst du mit Ober- Unterhitze, solltest du deinen Ofen auf 210° C vorheizen. Die Backzeit beträgt 20 Minuten.
Quark-Pudding-Belag zubereiten
- In der Zwischenzeit wird der Belag zubereitet.
- Hierfür verrührst du das Puddingpulver mit 2/3 des Zuckers, den 1 ½ Eigelben und sechs Esslöffeln Milch.
- Die restliche Milch bringst du zum Kochen.
- Du nimmst dann die Milch kurz von der Herdplatte und rührst das vorbereitete Puddingpulver darunter.
- Einmal kurz aufkochen lassen.
- Danach nimmst du den Topf ein weiteres Mal von der Herdplatte, um den Quark und die Zitrone darunter zu rühren.
- Die Masse lässt du wiederum kurz aufkochen und nimmst sie dann endgültig vom Herd.
- Im letzten Schritt schlägst du das Eiweiß steif auf und rührst anschließend den restlichen Zucker darunter.
- Diesen Eischnee hebst du vorsichtig unter die Quarkmasse.
Kuchen fertigstellen und backen
- Der Kuchenboden sollte inzwischen fertig gebacken sein. Sobald du den Boden aus dem Ofen genommen hast, reduzierst du die Hitze. Da ich Käsekuchen nicht mit Umluft backe, stelle ich jetzt den Ofen um auf Ober- Unterhitze und reduziere die Temperatur. Die nächste Backtemperatur ist bei Umluft 120° C und bei Ober- Unterhitze 140 ° C.
- Du verteilst die Pudding-Quarkfüllung auf dem vorgebackenen Kuchenboden.
- Nun verrührst du das übrig gebliebene ½ Eigelb mit einem Esslöffel Milch und bestreichst die Käsekuchenoberfläche damit.
- Der Kuchen wird zurück in den Ofen gestellt und muss nun noch weitere 55 Minuten backen.
Langsam auskühlen lassen – für perfekte Konsistenz
- Am Ende der Backzeit stellst du den Ofen aus und lässt deinen Böhmischen Käsekuchen noch weitere zehn Minuten bei geschlossener Tür im Backofen.
- Danach kannst du die Backofentür einen Spalt breit öffnen und wartest weitere zehn Minuten.
- Zuletzt kann der Ofen komplett geöffnet werden. Der Käsekuchen sollte wirklich langsam auskühlen, damit die Oberfläche nicht reißt. Wie du an meinen Bildern siehst, gelingt mir das auch nicht immer. Der Kuchen schmeckt trotzdem. In jedem Fall bewirkt das langsame Auskühlen, dass die Masse sich setzen kann. Und das dauert ein paar Stunden.
Ich wünsche euch viel Vergnügen beim Nachbacken – und noch mehr Freude beim ersten Stück.
