Advent, Advent: Brunch in der Tempo Box
Wer, wie ich, die Adventszeit schon genutzt hat, um ordentlich zu schlemmen, der könnte sich jetzt so langsam um sein Gewicht Sorgen machen. All diejenigen, die über die Feiertage nach Hause fahren, nutzen die Zeit sicherlich auch, um alte Freunde und Bekannte wiederzusehen. Wir hatten unser Jahrgangstreffen in einem Café in der Simon-Dach-Straße in meinem Heimatdorf Berlin-Friedrichshain. Das Lokal heißt Tempo Box und wurde mir vergangenen Sommer, wegen der üppigen Milchshakes empfohlen.
Wir verabredeten uns dort zum Brunch. Bei feinstem Winterwetter, mit tüchtigem Schneefall war es zu kalt für Milchshakes. Stattdessen gab es Waffeln, Kaffee und/oder heiße Schokolade. Liebhaber von Deftigem kamen genauso auf ihre Kosten. Das klingt ziemlich perfekt, oder? War es aber nicht.
Treffen im Advent: Brunch in der Tempo Box
Um 10 Uhr morgens waren wir verabredet! Viel zu früh für meinen Geschmack. Eigentlich wollte ich am Abend zuvor weggehen, hab es dann aber sein lassen. Mein Körper verlangte nach Schlaf. Trotzdem habe ich es nicht geschafft, pünktlich genug aufzustehen. Zu meinem Glück verspäteten sich die anderen auch. Außerdem musste ich ja das Klischee erfüllen: Diejenigen, die am dichtesten dran wohnen, kommen immer als letzte.
Ich war nicht die Letzte. Vielleicht schaffe ich es beim nächsten Mal. Der eigentliche Sinn unserer frühen Verabredung: Nadin wollte, dass wir alle die größtmögliche Auswahl am Buffet hatten. Dabei war sie eigentlich schon oft genug zum Brunch, um zu wissen, dass das Buffet stetig nachgefüllt wird. Bis auf den Käse, der war von Anfang an dabei und hatte gegen Ende ziemlich schlechte Laune. Wie auch immer, Nadin war die Letzte. Als sie dann endlich kam konnte ich mir meinen wohl- verdienten Kaffee bestellen.
Der Kaffee in der Tempo Box: Nimm viel Milch und Zucker
Einen Tag vor unserem „Klassentreffen“ war mein Teamleiter erstaunt, als er mich am Kaffeeautomaten angetroffen hat. Als ich dann einen Schritt weiter in Richtung Milch ging, musste er grinsen. „Ines, du trinkst Kaffee? Oder trinkst du Milch mit Kaffee drin?“. Die Unmengen an Zucker, die ich so brauche, damit ich Kaffee überhaupt runtergeschluckt bekomme hat er nicht gesehen. Ritualisiert, wie ich mein Kaffeezubereitungsverfahren nun mal habe, werfe ich die Zuckerwürfel in die Tasse, während der Kaffee noch durchläuft. Die zu Dreiviertel gefüllte Tasse wird dann mit Milch aufgefüllt. Das schmeckt mir so.
In der Tempobox wollte ich mal keinen Latte Macchiato bestellen. Schließlich reicht es schon, dass ich in einem so genannten „Latte Macchiato-Bezirk“ wohne. Eine schöne, große Tasse voller bodenständigen Filterkaffees sollte es sein. Gesagt getan, Nadin bestellte das Gleiche: „Eine große Tasse Kaffee für mich bitte.“. Das Bestellte wurde dann auch sehr zügig gebracht. Über die Kellner habe ich daher auch nichts schlechtes zu sagen.
Über den Kaffee schon! Oh mein Gott. Ich habe das übliche Ritual vollzogen, um das schwarze Gebräu meinem persönlichen Geschmack anzupassen: Zwei Teelöffel voll Zucker hinein und noch zwei dieser kleinen Päckchen Kondensmilch darüber gegossen. Dann nahm ich einen beherzten Schluck- schließlich sollte der Koffein-Kick möglichst bald einsetzen. Wie der Kaffee schmeckte? Mein Gesicht muss Bände gesprochen haben. Nadin, meine Leidensgenossin, hatte gleich einen Tipp für mich: „Nimm viel Zucker, mindestens 4 Teelöffel voll und noch mehr Milch.“, schon wurde mir noch mehr Kondensmilch rübergereicht. Der Kellner, als Eingeweihter, hatte ja ausreichend auf den Untertassen verteilt.
Die Tempo Box punktet mit der großen Buffet-Auswahl
Nach dem Malheur mit dem Kaffee, muss ich unbedingt über das Essen schreiben. Das ist ja eigentlich das Wichtigste beim Brunch. Meine Sinne habe ich von dem bitteren Gebräu nicht trüben lassen, das Essen sah schließlich schon so verlockend aus, als ich den Laden betreten hatte.
Die Hauptkritikpunkte am Essen waren eigentlich die Themen am Tisch. Doch dafür kann die Tempo Box-Mannschaft nichts. Zum Glück waren alle Gespräche rund um Geburten, Kaiserschnitte und das Stillen schnell vorüber und wurden erst wieder aufgegriffen, als das Essen vorbei war. Was das Kulinarische angeht, sind bei mir jedenfalls keine Wünsche offen geblieben. Es gab so viele verschiendene Speisen, ich hatte mit weniger gerechnet und war nun vollkommen überfordert. Schließlich wollte ich von allem einmal probieren. Jedenfalls von den Speisen, gegen deren Inhaltsstoffe keine offensichtlichen Allergien bestehen.
Während ich also begeistert war von den Warmhaltebehältern voll mit Nürnberger Bratwürsten, Rührei, Champignons-Rahm-Bouletten, Kroketten, Frühlingsrollen, Reis mit Hühnchencurry und und und, vermisste Anna den Lachs. So eine Packung Lachs aufschneiden und den Fisch auf eine Servierplatte legen, kann doch aber jeder. Und außer Lachs gab es so viele verschiedene Sachen zu essen. Kaum waren die deftigen Speisen allesamt gekostet, machte ich beim Süßen weiter.
Frische Waffeln und Apfelmus mit Vanillesoße
Was passt eigentlich besser in den Advent, als der Duft von frischen Waffeln. Richtig, deren Geschmack passt noch besser. Die Crew der Tempo Box hatte gegenüber von den deftigen Speisen, den Tisch mit den „Dulci“ aufgestellt. Lecker. Zu den Waffeln, die sich jeder im Waffeleisen selber machen konnte, standen Puderzucker, aber auch eingelegte Pflaumen bereit. Dann gab es noch Kirsch- und diverse weitere Grützen, die man sich mit Vanillesoße verfeinern konnte.
Ein Manko aus meiner Sicht war der Vanille-Stracciatella-Joghurt. Der schmeckte wie aus den großen Eimerchen, die es auch bei Lidl oder Aldi im Kühlregal zu kaufen gibt. Das Apfelmus mit der Vanillesoße darüber war bestimmt auch nicht selbst gemacht. Es schmeckte aber so gut, dass ich am Ende randvoll gefressen war. Und wie immer nach solchen essenslastigen Veranstaltungen, sage ich mir: „Oh Gott, ich will nie wieder was essen!“.
Wer die Tempo Box mal besuchen will, der sollte sich auf eine Besonderheit gefasst machen, die mich und meine Mitstreiter verwundert hat. Sponsor des Ladens muss die Zigarettenmarke „John Player Special“ sein. Auf den Wänden und den Polstermöbeln, war das Logo der Marke aufgedruckt. Nur im Inneren der Tempo Box rauchen, das durfte man nicht. War auch nicht weiter schlimm. Durch die vielen Gäste, war der Laden irgendwann sowieso dermaßen überhitzt, dass man regelrecht an den Kunstleder-Polstern kleben blieb und froh war, draußen eine Abkühlung zu bekommen.
Tempo Box, Simon-Dach-Straße 15, 10245 Berlin